Schlagwort: mobilität

  • Von der Hypermobilität zur Resilienz

    Ein Beitrag von Prof. Dr. Stephan Rammler

    In John Scalzis Science-Fiction-Trilogie Das Imperium der Ströme spannt sich ein unsichtbares, doch lebensnotwendiges Geflecht aus „Strömen“ durch das All – gewaltige Wurmlöcher, die wie pulsierende Adern die entlegensten Winkel einer fernen Galaxie miteinander verbinden. Sie sind nicht bloß physikalische Anomalien, sondern das Fundament einer ganzen Zivilisation. Über Generationen hinweg hat die Menschheit diese kosmischen Schnellstraßen genutzt, um sich über 47 Sternensysteme auszubreiten.

    Jeder bewohnbare Ort, jedes künstliche Habitat, jede Raumstation existiert nur dank des ständigen Flusses von Gütern, Nahrungsmitteln, Wasser, Werkzeugen, Wissen und Menschen. Interdependenz ist nicht nur eine ökonomische Notwendigkeit, sondern die Gründungsidee dieses „Heiligen Imperiums der Interdependenten Staaten“. Kein Planet, kein Außenposten, kein Asteroidenhabitat könnte je alleine überleben. Überall ist man angewiesen auf das, was aus der Ferne kommt – und auf jene, die es transportieren.

    Das Rückgrat dieser Welt bilden daher die Handelsgilden, die Logistikmeister und die hochspezialisierten Physiker der Stromnavigation. Sie sind die Hüter der Verbindungslinien, die Lebensadern des Imperiums. Doch dann geschieht das Unfassbare: Die Ströme beginnen zu flackern. Erst unmerklich, dann immer spürbarer. Sie verlieren an Stabilität, reißen ab, verschieben sich – und kündigen ihren drohenden Kollaps an.

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  • Aber der Kaiser ist doch nackt?!

    „Wir können nicht nur darüber sprechen, wie wir künftig fahren wollen – wir müssen uns fragen, wie wir leben wollen.“ Wenn Katja Diehl über Mobilität spricht, wird schnell klar: Es geht ihr um mehr als Technik. Die Mobilitätsexpertin und Autorin steht für eine andere, gerechtere Zukunft – und für eine klare Sprache. Im Gespräch zeigt sie, warum Veränderung möglich ist – wenn wir sie wirklich wollen.

    Katja, was verstehst du unter den Drei V der Mobilitätswende?

    Die drei V – Vermeiden, Verlagern, Verbessern – sind eigentlich nichts Neues. Das Konzept ist schon lange bekannt, und es geht weniger um Erkenntnis, sondern vielmehr um die Umsetzung. Was mich besonders stört, ist, dass die Mobilitätswende oft nur auf CO2-Reduktion begrenzt wird, dabei geht es doch auch um Gerechtigkeit.
    Das erste V steht für Vermeiden. Genau das machen wir gerade, indem wir unser Gespräch online führen, statt uns persönlich zu treffen. Viele meinen immer noch, sie müssten für ein einstündiges Meeting innerhalb Deutschlands fliegen. Dabei wäre es doch viel besser, solche Wege einfach zu vermeiden – das spart am meisten CO2.

    Katja Diehl


    Das zweite V bedeutet Verlagern. Statt zu fliegen, könnten wir auf den Zug umsteigen. Ich persönlich habe mittlerweile richtig Gefallen am Zugfahren gefunden. Zum Beispiel nach Wien mit dem Nachtzug – ich spare eine Hotelübernachtung, komme morgens entspannt mitten in der Stadt an und muss mich nicht durch den Stress des Flughafens kämpfen. Das ist nicht nur bequemer, sondern reduziert auch den CO2-Ausstoß.
    Das dritte V ist Verbessern – und das ist der Punkt, der oft am meisten fasziniert. Hier geht es um Dinge wie autonomes Fahren und elektrische Antriebe. Aber das bringt uns bei weitem nicht so viel, wie Wege zu vermeiden oder den Verkehr zu verlagern. Trotzdem warten viele Menschen auf diese eine revolutionäre Technologie, die alles verändern soll – aber darauf warten wir schon seit mehr als zehn Jahren. Was wir wirklich tun sollten, ist, jetzt zu vermeiden und zu verlagern.

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