beyond economy: Start einer Fellow-Gruppe für die Wirtschaft nach dem „Weiter so“

Kurz gesagt: Wir freuen uns riesig! Mit starken Fellows aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Bildung startete gestern bei beyond new – The Human Future Foundation das Projekt beyond economy. Unser Ziel: eine Wirtschaftsordnung entwerfen, die innerhalb planetarer Grenzen gerecht, widerstandsfähig und demokratisch funktioniert – und dafür konkrete Pfade, Regeln und Infrastrukturen beschreiben. Unser Nordstern heißt Resilienzökonomie: öffentliche Schutzgüter, Gemeingüter, regionale Kreisläufe, Prävention – und KI als Gemeingut-Infrastruktur, damit sich das Bessere rechnet.

von beyond new

Worum es geht – und warum jetzt

Wir leben in einer dichten Gegenwart: ökologische Überlastung, soziale Fragmentierung, digitale Machtkonzentration und geopolitische Spannungen greifen ineinander. Gleichzeitig entstehen – gerade im Globalen Süden – erstmals breite Aufstiegschancen durch Elektrifizierung, Mobilität, Bildung, Gesundheit und digitale Vernetzung. Genau in dieser Spannung setzt beyond economy an.

Unsere Ausgangsthese ist nüchtern: Der heutige Kapitalismus erzeugt Wohlstand und zerstört zugleich seine eigenen Voraussetzungen. Er erzwingt permanente Innovation – aber in Pfaden, die ökologische und soziale Kosten ausblenden. Veränderung gelingt deshalb nicht durch Moralappelle, sondern durch kluge Ordnung: Regeln, Institutionen und Infrastrukturen, die das Bessere belohnen – und das Schlechtere verteuern.

Unser Nordstern: Resilienzökonomie

Statt grüner Fortschreibung geht es uns um eine klare Weichenstellung:

  • Resilienzökonomie: Wasser, Gesundheit, Wohnen, Hitze-/Kälteschutz und Ernährung als öffentliche Daseinsvorsorge. Gemeingüter und regionale Kreisläufe stärken. Prävention vor Schadenskosten.
  • vs. Resilienzkapitalismus: Anpassung als Ware, Schutzgüter für wenige.

Politik muss offenlegen, was öffentlich garantiert wird und was dem Markt überlassen bleibt – und wie soziale Folgen gestaltet werden können.

Rolle von Staat und KI

Wir denken Staat als Gemeingut, als demokratische Arena mit Führungsanspruch:

  1. Investor in Anpassungs- und Resilienzinfrastrukturen,
  2. Ordnungspolitiker mit harten Interoperabilitäts- und Gemeinwohlstandards (Daten, Energie, Mobilität, KI),
  3. Plattformbetreiber für öffentliche Basissysteme (digitale Identität, Zahlungen, Klima-/Risikoservices, Open Data).

Künstliche Intelligenz verstehen wir als Gemeingut-Infrastruktur: Public-Interest-Compute & -Data, offene Modelle/Standards, Interoperabilität, Auditierbarkeit – und demokratische Aufsicht. So erkennt KI Bedarfe, verbessert Allokation, liefert Frühwarnung – und schafft Zeit für Care-, Bildungs- und Kreativarbeit. Kurz: den „goldenen Käfig“ autoritärer Optimierung vermeiden – und Gemeinwohl-Koordination ermöglichen.

Wie wir arbeiten

„Ceteris paribus“ – also Planen mit konstanten Rahmenbedingungen – funktioniert in dieser Zeit nicht. Klima, Technologie, Geopolitik und Demografie verschieben Referenzwerte laufend. Darum adressieren wir den Shifting-Baselines-Effekt: Wir arbeiten mit dynamischen Referenzwerten (Indikatoren + feste Schwellen wie Hitzetage, Wasserstress, Tarifbindung, öffentliche Rechen-/Datenkapazität) und re-ankern sie regelmäßig. Wenn ein Schwellenwert greift, wird eine vordefinierte Kurskorrektur ausgelöst.

Darauf aufbauend entwickeln wir fünf Referenzszenarien für 2040/2060/2100 entlang zweier Achsen: Klimastress (moderat → extrem) × Kollaborations-/Regierungsfähigkeit (fragmentiert → kooperativ). Von „kooperativer Stabilisierung“ bis zur „Festungswelt“ (als Risikoleitplanke) – und einem Resilienz-Commonwealth, das offene Ökosysteme, soziale Sicherung und regionale Kreisläufe verbindet. In jedem Szenario prüfen wir: Daseinsvorsorge-Mindeststandards, Public-Interest-Compute/Data, Finanzierungspfade – und vor allem: Wer trägt das tatsächlich? (Träger- und Koalitionsanalyse).

Meet the Fellows –
wer beyond capitalism trägt

Wir sind dankbar und ein bisschen stolz, diese Köpfe an Bord zu haben:

Kai Lindemann – Politikwissenschaftler, Sozialpolitiker, Zivilgesellschaft und Arbeitswelt, Autor
GF des Berliner Arbeitslosenzentrums, zuvor Referatsleiter beim DGB. Steht für Gerechtigkeit und Demokratie und die Frage: Wie wird Resilienz politisch?

Dirk Meyer – Ministerialdirektor a.D.
Über 20 Jahre in Leitfunktionen in NRW-Ministerien: Arbeit, Gesundheit und Soziales; Verkehr, Energie und Landesplanung; Wirtschaft und Energie, Wissenschaft und Innovation. Seit 2018 Abteilungsleiter zunächst im Bundeministerium für Umwelt, dort u.a. Verwaltung, Haushalt und Digitalisierung. Dann bis 2025 Abteilungsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dort u.a. Internationales, Wirtschaft und Klima.
Er bringt die Praxis der Staatsmaschine mit – und wie sie beschleunigt werden kann.

Dr. Stefan Wolf – Hochschullehre & Zukunftsbildung
Lehrbeauftragter an der Hochschule Kempten, bringt Zukunftskompetenz in die Breite – von der Kinder-Uni („Welche Zukunft wollen wir?“) bis in Hochschulformate. Fokus: Future Literacy und die Kunst, Alternativen zu entwerfen.

(Weitere Fellows und Partner werden fortlaufend vorgestellt.)

Aus der Stiftung mit an Bord:

Prof. Dr. Stephan Rammler – Mitgründer von beyond new, Zukunfts- und Transformationsforscher, Professor für Transportation Design und Sciences, Gründungsdirektor des Instituts für Transportation Design. Transformation heißt für ihn, den Kairos-Moment zu nutzen.

Eckard Christiani – Mitgründer von beyond new, Wissenschaftsjournalist, Autor von Zukunftsbüchern. Kuratiert, übersetzt und erzählt Zukunft so, dass aus Denken Handlung wird.

Warum beyond economy
zu beyond new passt

beyond new steht für Zukünfte jenseits des Weiter-so. Wir stellen die Fragen, die immer wieder durchrutschen: Ist der Kapitalismus – so wie er heute funktioniert – noch zeitgemäß? Wie verhindern kollektive Traumata und Ressentiments unsere Fähigkeit zur Transformation? Wie werden aus faktenbasierten Ideen vorstellbare Erzählungen, die Anträge, Budgets und Projekte in Bewegung setzen?
beyond economy übersetzt diese Haltung in ein handhabbares Programm: Szenarien, Standards, offene Infrastrukturen – und Koalitionen, die tragen.

Mitmachen

Im Dezember startet unser Crowdfunding für die ersten Podcastfolgen und die Nullnummer des Magazins bn – The Human Future Magazine. Parallel öffnen wir die ersten Policy- & Szenario-Sprints mit Partnern aus Gewerkschaften, Kommunen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Wer andocken möchte – als Fellow, Praxispartner:in, Co-Finanzierer:in oder Pilotregion – meldet sich gern bei uns.

Kernbotschaft: Innovation lässt sich nicht abstellen. Aber ihre Richtung lässt sich gestalten – hin zu genug, gerecht und gemeinsam.

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